Kreuzberger Verdrängungspreis

Am 16.01.2020 sind wiedermal einige Unterstützer*innen des Kneipenkollektivs Meuterei nach Zossen gefahren.
Diesmal nicht nur um gegen die Vertreibung der Kiezkneipe in der Reichenberger str. 58 durch die Zelos Properties GmbH zu protestieren. Sondern auch um den „Verdrängungspreis Kreuzberg“ an den Spekulanten Goran Nenadic zu überreichen.

 
 

Goran Nenadic hat die Reichenberger str. 58 vor einigen Jahren gekauft und die damaligen Mietparteien vertrieben und das Haus in Eigentumwohnungen umgewandelt. Nun will er auch die Gewerbefläche gewinnbringend verkaufen. Deswegen will er auch das Kneipenkollektiv Meuterei vertreiben. Dies werden die Unterstützer*innen nicht zulassen und weiter auf allen Ebenen protestieren. Der Prozess am 26.02.20 wird nicht das Ende sein, sondern ein weiterer Höhepunkt in den Protesten gegen Verdrängung.

Als Unterstützer*innen-Gruppe „Leute für die Meute“ haben wir bereits im März 2019 die Firma des Eigentümers Goran Nenadic, die Zelos Properties GmbH, in Zossen besucht. Wir wollten ihm einen Kiezbrief, einen von Anwohner*innen und Initiativen verfassten Brief für den Erhalt der Meuterei, überreichen. Angetroffen haben wir lediglich ein kleines Gemeinschaftsbüro diverser Immobilienfirmen und einen Briefkasten. „Wir haben uns zunächst auch gewundert, warum Berliner Immobilienfirmen ihren Sitz in Zossen haben und herausgefunden, dass es hier in Zossen eine geringere Gewerbesteuer gibt.“, so eine der Aktivist*innen damals. Mittlerweile hat das auch die Presse recherchiert. „Dass in der märkischen 17.000-Einwohner-Kleinstadt unzählige Immobilien- und andere Unternehmen registriert sind, ist kein Zufall. Denn in Zossen gibt es eine Besonderheit: Die Stadt erhebt den niedrigstmöglichen Gewerbesteuersatz. Gerade einmal die gesetzlich vorgeschriebenen 200 Prozent beträgt der Hebesatz, mit dem der Steuermessbetrag multipliziert wird. In Berlin sind es 410 Prozent. Eine Maßnahme, die die Stadt auf ihrer Internetseite explizit bewirbt: So sollen Unternehmen angelockt und der Gemeinde ein wirtschaftlicher Vorteil verschafft werden. […] Rund um das Zossener Modell hat sich eine dubiose Geschäftspraxis entwickelt: Auf Ebay werden Geschäftsadressen in Zossen angeboten, samt Briefkasten- und Telefonservice. An manchen dieser Adressen sind so viele Firmen registriert, dass schwer vorstellbar ist, dass alle dort auch tatsächlich ein reguläres Büro besitzen.“ (taz 30.05.2019)

Die Meuterei betreffend, wirft das neue Fragen auf. Dass wir keine Freund*innen von „marktgerechten“ Preisen sind, hinter denen sich Goran Nenadic versteckt, wird niemanden überraschen. Dass sich der gerne als seriös-freundlich erscheinende Eigentümer jedoch darauf beruft, während er mit einem Briefkasten in Zossen Steuern einspart, verwundert dann doch.

Die Zelos Properties hat am 16.01.20 den Preis nicht entgegen genommen. Aber es wird wieder versucht werden, im Steuerparadies Zossen den Preis zu übergeben
Heut ist nicht aller Tage Abend, wir kommen wieder keine Frage.